Nachhaltigkeit am Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin: Erste Nachhaltigkeitsagenda beschlossen
Der Fachbereich Physik hat am 1. Februar 2023 eine eigene Nachhaltigkeitsagenda verabschiedet. Entstanden ist die Agenda in einem partizipativen Prozess des Arbeitskreises Nachhaltigkeit. Die in der Agenda vorgeschlagenen Maßnahmen reichen von der Entwicklung neuer interdisziplinärer Lehrveranstaltungen zu Nachhaltigkeitsthemen über die Berechnung des CO2-Fußabdruckes des Fachbereichs bis hin zur Reduzierung von Dienstflugreisen.
News vom 20.02.2023
Die Freie Universität Berlin hat 2019 den Klimanotstand ausgerufen und sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 klimaneutral zu werden. In diesem Zusammenhang wurde 2020 am Fachbereich Physik der Arbeitskreis (AK) Nachhaltigkeit eingerichtet, in dem alle Fachbereichsangehörige – Studierende, Dozierende und Angestellte – mitwirken können.
Wir möchten die Agenda und einige Projekte und Initiativen des Fachbereichs Physik kurz vorstellen.
Biophysikalische Forschung für grüne Energien
Eine ganze Reihe von Arbeitsgruppen beschäftigt sich mit fundamentalen biophysikalischen Grundlagen, die notwendig sind, um sogenannte „grüne Energien“ zu entwickeln. Sie untersuchen Stoffe, Methoden und Modelle, die zur Entwicklung neuartiger erneuerbarer Energien und Treibstoffe beitragen können.
- AG Behrends: Organische-Radikale-Batterien, organische Solarzellen
- AG Bittl: Einsatz von EPR-Spektroskopie zur Erkundung der Funktionsweise von Solarzellen
- AG Dau: Katalysatoren für die Produktion nicht-fossiler Brennstoffe, künstliche Photosynthese
- AG Heyne: Lichtinduzierte Wasserstoffproduktion ‚SunHy‘
- AG Lips (HZB): Halbleiter und organische Materialien für die Umwandlung und Speicherung von Solarenergie
- AG Roldán-Cuenya (FHI): Entwicklung von Elektrokatalysatoren zur wirtschaftlichen Produktion von Brenn- und Wertstoffen aus Wasser und CO2
Nachhaltigkeit in der Forschung
CO2nduct – wissenschaftliche Methode für Selbstüberwachung der Forschung
Die Initiative "Scientific CO2nduct" entstand im Jahr 2020 in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Jens Eisert. Die Mitglieder der Initiative ermitteln den CO2-Fußabdruck ihrer wissenschaftlichen Publikationen, veröffentlichen den Fußabdruck mit ihren Publikationen und kompensieren die angefallenen CO2-Emissionen freiwillig aus den Mitteln der Arbeitsgruppe oder privat.
Scientific CO2nduct wurde der internationalen Physikgemeinschaft in einer Publikation in Communication Physics im Juni 2022 vorgestellt und hat mittlerweile Zuspruch in wissenschaftlichen Kreisen, insbesondere unter theoretischen Physikerinnen und Physikern, gefunden. Es bleibt spannend, wie gut die Initiative im wissenschaftlichen Alltag von Experimentalphysik-Gruppen angewendet und zu einem Standardverfahren in der Wissenschaft werden kann.
https://doi.org/10.1038/s42005-022-00930-2
Mehr Nachhaltigkeitsbezug in der Physiklehre
Immer mehr Lehrveranstaltungen in den Physikstudiengängen beinhalten Themen, die Studierende für den Umgang mit Nachhaltigkeitsthemen rüsten und ihnen Grundlagenwissen für die Konzeption nachhaltiger Innovationen vermitteln sollen.
Im ABV-Modul „Nachhaltigkeit erforschen“ von Professor Holger Dau lernen Studierende beispielsweise die wissenschaftlich-technischen Grundlagen der künstlichen Photosynthese kennen.
Das Modul „Analytics for Photovoltaics“ von Professor Klaus Lips behandelt neben allgemeinen Grundlagen zum Klimawandel die Themen der Solarenergieumwandlung und die Analyse spezifischer Material- und Bauteileeigenschaften.
Prof. Dr. Roland Netz erklärt in mehreren theoretischen Lehrveranstaltungen unter anderem die thermodynamischen Grundlagen und die computergestützten Methoden, mit denen Wärmeleitwerte und Wirkungsgrade von Wärmekraftmaschinen und Wärmepumpen berechnet werden können.
Weitere Lehrveranstaltungen mit Nachhaltigkeitsbezug werden in Zusammenarbeit mit anderen Instituten der Freien Universität Berlin, z. B. das Institut für Chemie, oder auch anderen Universitäten, z. B. die Technische Universität Berlin, angeboten und von Studierenden sehr gut angenommen. Als ein Beispiel sei "Making Green – The Sustainability of Consumer Products" genannt. Neue Lehrveranstaltungen mit Nachhaltigkeitsbezug befinden sich universitätsweit in der Konzeption.
Lehrveranstaltungen mit Fokus auf Nachhaltigkeit
AG Didaktik – Impulse für Nachhaltigkeitsbildung in den Schulen
Die Arbeitsgruppe von Professor Volkhard Nordmeier – Didaktik der Physik – bietet Lehramtsstudierenden ein Lehr-Lern-Labor zum Klimawandel an. Außerdem werden auf der Internetplattform Sonnentaler Materialien angeboten, die sich speziell an Lehrende der Grundschule und der Sekundarstufe I richten und parallel zu den letzten Berichten des IPCCs, zum Beispiel „1,5°C globale Erwärmung“ und „Ozean und Kryosphäre“, veröffentlicht wurden.
Arbeitskreis Nachhaltigkeit am FB Physik – geboren aus studentischer Initiative, getragen vom Querschnitt des Fachbereichs
Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit wurde 2020 am Fachbereich Physik ins Leben gerufen, um einen Beitrag zur schnelleren Erreichung der Klimaneutralität der Universität zu leisten. Hierfür wurde eine Agenda mit einem Maßnahmenkatalog erarbeitet.
Im Auftrag des Fachbereichsrates startete der Arbeitskreis im Juli 2021 fachbereichsweit einen Diskussionsprozess zu diversen Themenkomplexen. CO2-Emissionen, Dienstreisen, digitale Veranstaltungsformate, gemeinsame Nutzung von Forschungsanlagen – diese und viele anderen Themen wurden an 21 Terminen diskutiert, woraus ein Katalog von anzustrebenden Maßnahmen, Ideen und Leitlinien entstanden ist.
Nachhaltigkeitsagenda des FB Physik
Die vorgeschlagene Nachhaltigkeitsagenda wurde in zwei Fachbereichssitzungen besprochen und am 1. Februar 2023 beschlossen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen reichen von alltäglichen „Kleinigkeiten“ wie der Austausch von Leuchtmitteln und dem freiwilligen Verzicht auf Flugdienstreisen bis hin zu Vorschlägen, eine zusätzliche fachbereichsübergreifende Nachhaltigkeits-Professur einzurichten und die Review Meetings wie z. B. ERC-Status-Meetings ausschließlich online stattfinden zu lassen.
Die Agenda formuliert Aufträge für die Jahre 2023 und 2024. Diese Aufträge fallen in unterschiedliche Verantwortungsbereiche: Dekanat, Fachbereichsverwaltung, Stabsstelle Energie & Nachhaltigkeit, ZEDV, Einkauf usw.
Die Nachhaltigkeitsagenda soll auch allen Angehörigen des Fachbereiches als Inspirationsquelle dienen, um eigenes Handeln und eigene Arbeitsweisen an der Universität kritisch zu überprüfen und eigenverantwortlich nachhaltiger zu gestalten. Alles mit einem großen Ziel – möglichst schnell Klimaneutralität zu erreichen.
Nachhaltigkeitsagenda 2023-2024
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